Low-Code für mehr Effizienz in der Instandhaltung – ein Prototyp mit SAP Build Apps

Die Digitalisierung der Instandhaltung stellt viele Unternehmen vor Herausforderungen. Prozesse laufen häufig noch papierbasiert ab, Informationen werden doppelt erfasst und Medienbrüche erschweren die Arbeit. Das Ergebnis: hoher Zeitaufwand, unnötige Fehler und eingeschränkte Transparenz.

Eine aktuelle Masterarbeit im Studiengang Digital Business Engineering am Herman Hollerith Zentrum (HHZ) – in Kooperation mit der Orianda Solutions AG – hat untersucht, wie sich Low-Code-Technologien im SAP-Umfeld einsetzen lassen. Im Fokus stand die Frage: Wie können Unternehmen Instandhaltungsprozesse effizient digitalisieren, ohne langwierige IT-Projekte zu starten?


SAP und Instandhaltung im Überblick

SAP SE ist der weltweit führende Anbieter von Unternehmenssoftware. Zahlreiche Organisationen steuern mit SAP ihre zentralen Geschäftsprozesse – von Finanzbuchhaltung über Personal bis zur Produktion.

Ein wichtiger Bestandteil ist die Instandhaltung (im SAP-Kontext meist „Enterprise Asset Management“ oder SAP PM). Ziel ist es, technische Anlagen zuverlässig verfügbar zu halten. Dazu zählen präventive Maßnahmen wie Wartungen, Inspektionen, aber auch reaktive Schritte bei Störungen.

Die Digitalisierung dieser Prozesse eröffnet Potenziale: schnellere Informationsflüsse, präzisere Planung und weniger Stillstände.


Low-Code mit SAP Build Apps

Low-Code verfolgt den Ansatz, Anwendungen visuell zu modellieren, anstatt sie klassisch zu programmieren. Über eine grafische Oberfläche lassen sich Seiten, Workflows und Datenflüsse per Drag-and-Drop konfigurieren.

SAP Build Apps ist eine Low-Code-Plattform innerhalb der SAP Business Technology Platform (BTP). Ihr Vorteil gegenüber generischen No-Code-Tools: die tiefe Integration in das SAP-Ökosystem. Bestehende SAP-Daten und -Prozesse können unmittelbar genutzt werden – ein entscheidender Mehrwert für Unternehmen, die bereits auf SAP setzen. Die Plattform richtet sich sowohl an Fachanwender („Citizen Developer“), die Prozesse eigenständig digitalisieren möchten, als auch an IT-Abteilungen, die Prototypen schneller bereitstellen und Fachbereiche entlasten wollen.

Abbildung 1: Entwicklungsumgebung von SAP Build Apps

Vorteile im Überblick:

  • Entwicklungszeiten: Wochen statt Monate
  • Fachbereiche können eigenständig agieren
  • IT-Abteilungen gewinnen Kapazitäten für komplexere Projekte
  • Mobile Optimierung und direkte SAP-Anbindung

Herausforderungen:

  • Eingeschränkte Offline-Funktionalität
  • Komplexe Geschäftslogik erfordert weiterhin klassische Entwicklung
  • Einführung bedarf klarer Leitplanken (Governance, Schnittstellen, Sicherheit)

Praxisbeispiel: MaintainX – digitale Instandhaltung in der Photovoltaik

Im Rahmen der Masterarbeit wurde der Prototyp MaintainX entwickelt, eine mobile App zur Digitalisierung des Wartungsprozesses von Photovoltaikanlagen.

Die App integriert sicherheitsrelevante Hinweise direkt in den Prozess: Bevor ein Wartungsauftrag gestartet wird, muss die spannungsfreie Schaltung bestätigt und persönliche Schutzausrüstung angelegt sein. Erst danach lassen sich Daten erfassen.

Über ein zentrales Dashboard können Anwender Wartungsarten (z. B. Monats- oder Jahreswartung) auswählen. Die relevanten Formulare werden schrittweise ausgefüllt, gespeichert und automatisch in das Backend übertragen. Die Informationen sind damit sofort sichtbar und nutzbar – ein klarer Mehrwert gegenüber papierbasierten Prozessen.



Erkenntnisse aus dem Prototyp

Der Einsatz von SAP Build Apps in der Praxis verdeutlicht mehrere Stärken:

  • Integration: Anders als viele No-Code-Plattformen ließ sich MaintainX direkt an ein SAP-kompatibles Backend anbinden.
  • Geschwindigkeit: Innerhalb weniger Wochen entstand eine produktiv einsetzbare Anwendung.
  • Praxisnähe: Durch die visuelle Entwicklung konnten Feedback-Schleifen aus den Fachbereichen unmittelbar umgesetzt werden.

Damit zeigt sich: Low-Code beschleunigt nicht nur die Umsetzung, sondern verbessert auch die Zusammenarbeit zwischen IT und Fachbereichen.


Fazit und Handlungsempfehlungen

Die Ergebnisse der Masterarbeit unterstreichen das Potenzial von Low-Code im SAP-Kontext. SAP Build Apps fungiert als Brücke zwischen Fachbereich und IT. Unternehmen profitieren von einer schnelleren Bereitstellung, höherer Transparenz und einer benutzerfreundlicheren Prozessgestaltung.

Empfehlungen für Unternehmen:

  • Mit kleinen, klar abgegrenzten Projekten starten
  • Fachbereiche aktiv in die Entwicklung einbinden
  • SAP-Integration gezielt nutzen, um bestehende Systeme effizient zu erweitern

So kann Low-Code seine volle Wirkung entfalten und die Instandhaltung nachhaltig modernisieren.